Tumbled - Durcheinangewirbet: After rain comes sun?
English:
I woke up in good spirits today. Took it slow. No Flora climbing into bed and waking me up with her usual joy and demands, which I love, but still pressures me to perform. Get her out the door and cuddle her at the same time.
It is quiet with only sounds of nature around. The sun streaming through the window. The lake glittering in the background. It’s the Fourth of July, and Peter and Flora are off camping. No cell reception for them. No updates for me. And honestly? It’s doing me good. Not feeling responsible for anyone else right now. There’s nothing I can do from afar. No plans. No doctors appointment. No appointment to perform. And somehow, that frees me. Letting go and doing nothing is the hardest part for me. But also maybe the most important. Though, what does doing nothing even mean?
My to-do list still exists. Big items, small ones: submitting insurance claims, finally bringing that birth gift to a friend (whose baby is now turning… how many months old?), planning things, because I love planning things. Making lists. Optimizing. That’s not my natural state. I mean, wasn’t born a list-maker, who is? It’s something I was trained to do. A habit. A method of productivity. But is that kind of productivity even useful in the state I’m in? What would be productive right now?
I think of a friend I know — not quite a friend, more of an acquaintance — who’s going through the same treatment. She said, “Just do what feels good right now.” Why is that so hard? Maybe because the things that used to feel good are out of reach. I can’t go on long, wild hikes. I can’t invite friends over and host a dinner full of laughter and food and life.
I do like puzzles. And I’ve started doing meditative drawing, which is… fun. But then my inner voice kicks in: “You should do more. This isn’t good enough. You should clean the house. Support your husband. Make his life easier. He’s going through something hard, too. You should be a better wife. A better mother. Do more sports. Eat healthier.” The relentless machine of “better, faster, more.”
Oh oh. I started feeling nauseous again and realized: I have to eat. Not because I’m hungry, but because I’ve learned it helps. So I pulled myself together, put on a podcast about the Mobland finale (yes, I binged it yesterday — probably not the most soothing or uplifting choice), and I started tidying Flora’s clothes.
My heart started racing. I got out of breath. Just the bending down, picking up, walking back and forth. 7 minutes and 43 seconds later, I was back in bed, exhausted. That’s where I’m at right now.
It’s been three days since my eighth chemo session. I’m on day two of the growth factor injections — my bone marrow is in overdrive, hopefully churning out neutrophils like little infection-fighting superheroes. I wonder: is my mood off because of the meds, or is it grief? Grief over not feeling like myself. Grief over not knowing when I’ll feel like myself again.
Everyone knows the feeling: during a horrible cold, life seems distant and frozen. You can’t imagine feeling normal again. And then — poof — you do. The suffering fades. Like childbirth. I know it was awful, but I don’t remember the pain. Or when I was on sabbatical in Bali, living my best life — yoga, meditation, freedom. Until I got dengue fever. I remember the horror of the bone pain and the fear of dying alone in paradise. But now? It’s a shadow.
So yes: This too will pass. Hopefully for a long time. Hopefully it won’t come back quickly. After rain comes sun.
Deutsch:
Ich bin heute mit guter Laune aufgewacht. Ganz langsam, ohne Eile. Keine Flora, die sich ins Bett kuschelt und mich mit ihrer fröhlichen Energie und ihren Bedürfnissen weckt – was ich liebe, was mich aber auch unter Druck setzt, zu funktionieren. Sie gleichzeitig aus dem Haus zu bekommen und mit ihr zu kuscheln.
Es ist still, nur Naturgeräusche um mich herum. Die Sonne strömt durchs Fenster, der See glitzert im Hintergrund. Es ist der 4. Juli, und Peter und Flora sind campen. Kein Handyempfang bei ihnen. Keine Updates für mich. Und ehrlich? Es tut mir gut. Mal nicht für jemand anderen verantwortlich zu sein. Ich kann aus der Ferne sowieso nichts tun. Keine Pläne. Kein Arzttermin. Kein Termin, bei dem ich funktionieren muss. Und irgendwie befreit mich das. Loslassen und nichts tun – das ist für mich das Schwierigste. Aber vielleicht auch das Wichtigste.
Aber was bedeutet „nichts tun“ eigentlich? Meine To-do-Liste existiert trotzdem. Große Dinge, kleine Dinge: Versicherungsanträge einreichen, endlich ein Geburtsgeschenk zu einer Freundin bringen (deren Baby jetzt… wie viele Monate alt ist?), Pläne schmieden – denn ich liebe es, Pläne zu machen. Listen zu schreiben. Zu optimieren. Das ist nicht mein natürlicher Zustand. Ich meine, ich bin nicht als Listenmacherin geboren – wer ist das schon? Es ist etwas, das ich gelernt habe. Eine Gewohnheit. Eine Methode, um produktiv zu sein. Aber bringt mir diese Art von Produktivität in meinem jetzigen Zustand überhaupt etwas? Was wäre jetzt wirklich produktiv?
Ich denke an eine Bekannte – nicht ganz eine Freundin –, die gerade dieselbe Behandlung durchmacht. Sie sagte: „Mach einfach das, was dir jetzt guttut.“ Warum ist das so schwer? Vielleicht, weil die Dinge, die mir früher guttut haben, jetzt außer Reichweite sind. Ich kann keine wilden, langen Wanderungen machen. Ich kann keine Freunde einladen und ein Abendessen mit Lachen, Essen und Leben füllen.
Ich mag Puzzles. Und ich habe mit meditativen Zeichnungen begonnen – das macht… Spaß. Aber dann kommt meine innere Stimme: „Du solltest mehr machen. Das reicht nicht. Du solltest das Haus putzen. Deinen Mann unterstützen. Ihm das Leben erleichtern – auch für ihn ist das schwer. Du solltest eine bessere Ehefrau sein. Eine bessere Mutter. Mehr Sport. Gesünder essen.“ Die endlose Maschine von „besser, schneller, mehr“.
Oh oh. Mir wurde wieder übel, und ich merkte: Ich muss etwas essen. Nicht, weil ich Hunger habe, sondern weil ich gelernt habe, dass es hilft. Also habe ich mich zusammengerissen, einen Podcast über das Mobland-Finale eingeschaltet (ja, ich habe es gestern durchgebingt – vermutlich nicht das beruhigendste oder aufbauendste Programm) und angefangen, Floras Kleidung aufzuräumen.
Mein Herz fing an zu rasen. Ich war außer Atem. Nur vom Bücken, Aufheben, Hin- und Hergehen. Nach 7 Minuten und 43 Sekunden lag ich wieder im Bett – erschöpft. Das ist mein aktueller Zustand.
Es sind jetzt drei Tage seit meiner achten Chemo. Ich bin am zweiten Tag der Wachstumsfaktor-Injektionen – mein Knochenmark läuft auf Hochtouren und produziert hoffentlich neutrophile Granulozyten wie kleine infektionsbekämpfende Superhelden. Ich frage mich: Ist meine Stimmung wegen der Medikamente so? Oder ist es Traurigkeit? Trauer darüber, dass ich mich nicht wie ich selbst fühle. Trauer darüber, nicht zu wissen, wann ich mich wieder wie ich selbst fühlen werde.
Jeder kennt das Gefühl: Bei einer schlimmen Erkältung wirkt das Leben fern und eingefroren. Man kann sich nicht vorstellen, sich je wieder normal zu fühlen. Und dann – zack – ist alles wieder da. Das Leid verblasst. Wie bei einer Geburt. Ich weiß, es war schrecklich, aber ich erinnere mich nicht mehr an den Schmerz. Oder als ich während meines Sabbaticals auf Bali war – mein bestes Leben: Yoga, Meditation, Freiheit. Bis ich Dengue-Fieber bekam. Ich erinnere mich an den entsetzlichen Knochenschmerz und die Angst, allein in diesem Paradies zu sterben. Und jetzt? Ist es nur noch ein Schatten.
Also ja: Auch das wird vorbeigehen. Hoffentlich für lange. Hoffentlich kommt es nicht so schnell zurück. Nach dem Regen kommt die Sonne. ☀️